Interview mit Johanna – Agile Coach bei der eos.uptrade GmbH
eos.uptrade ist Fördermitglied von JUG Saxony. JUG Saxony ist eine Community, die IT-Enthusiasten aus der Softwarebranche über Sachsens Landesgrenzen hinaus verbindet. Sie stehen für Wissenstransfer sowie die Nachwuchsförderung innerhalb und außerhalb der IT-Community.
JUG Saxony stellt aktuell vor, wie unterschiedlich der Weg zu einem Job im IT Bereich sein kann und hat sich auch mit unserer Kollegin Johanna Trümper unterhalten.
MENSCHEN BEFÄHIGEN, ENTSCHEIDUNGEN ZU TREFFEN
JUG SAXONY: Stell dich gerne einmal vor.
Johanna: Ich bin Johanna, wohne in Dresden und habe Geografie studiert. Seit September 2022 arbeite ich als Agile Coach bei eos.uptrade. Ich gehe super gern klettern und liebe es, mit meinen beiden Kindern draußen in der Natur zu sein.
JUG SAXONY: Hast du eine Leidenschaft für die IT?
Johanna: Nein, ich bin mehr eine Forscherin und habe mich schon immer für Naturwissenschaften interessiert. Dabei fand ich es früher total spannend, wie physikalische Dinge zusammenhängen. Ich hatte keinen Computer, auf dem ich programmiert habe, was man jetzt bei Kindern manchmal sieht. Ich hatte ein uraltes Nokia-Telefon und war nicht wirklich technikaffin.
Es ist ziemlich cool, dass man mit moderner Technik, Dinge in der Welt angehen kann, die vor ein paar Jahren noch nicht möglich waren. Und vor allem das Thema Künstliche Intelligenz und dessen Entwicklungen finde ich sehr spannend. Gerade in der IT haben wir das größte Potenzial, Fortschritt zu generieren.
JUG SAXONY: Was war dein eigentlicher Berufswunsch?
Johanna: Ich wollte in den Umweltschutz gehen und habe ein freiwilliges ökologisches Jahr gemacht. Anschließend habe ich dann überlegt, ob ich Landschaftsökologie studiere, da mich systemische Zusammenhänge in der Natur total interessiert haben. Schlussendlich habe ich Geografie studiert und ein Faible für Karten entwickelt.
JUG SAXONY: Wie war dein Weg zum Agile Coach?
Johanna: Nach meinem Geografie-Studium habe ich mich sehr dafür interessiert, wie Prozesse in Firmen funktionieren. Ich habe als Consultant und später als Senior Consultant in einem Ingenieurbüro gearbeitet und dort versucht, die Prozesse so zu gestalten, dass wir nicht alles tausendmal machen müssen.
Später als Teamleitung habe ich darauf geachtet, dass es wenig Mikromanagement gibt. Ich war eine Art Regenschirm über alle Menschen, die sich mit diesen äußeren Einflüssen herumschlagen müssen, habe Kooperationen hergestellt, Gespräche geführt, so dass möglichst alle in der Lage waren, fokussiert ihren eigentlichen Aufgaben nachzukommen.
Mit dieser Führungsposition habe ich gemerkt, wie wichtig mir Servant Leadership und Agilität ist. Mich weiterzuentwickeln und den nächsten Schritt zu gehen, führte mich im Endeffekt zum Agile Coach.
JUG SAXONY: Hättest du dich auf deine Stelle in der IT beworben, wenn du vorher noch keine Berührungspunkte zur IT gehabt hättest?
Johanna: Ich glaub, das ist offen. Ich kenne Menschen aus der Programmierung, aber auch aus der Psychologie oder aus dem Personalbereich, die diese Rolle übernommen haben. Ich glaube, wenn man sich für den Job interessiert, ist es möglich, auch ohne IT-Background in der IT einzusteigen.
JUG SAXONY: Wie sieht dein Aufgabenbereich aus?
Johanna: Also im Endeffekt ist die Rolle da, um dafür zu sorgen, das „wie arbeiten wir zusammen“ zu bedienen. Es dreht sich alles darum, wie Menschen zusammenarbeiten, egal ob im technischen oder menschlichen Sinne. Das heißt, ich begleite Teams in ihren täglichen Herausforderungen, unterstütze sie in der Kommunikation, die lösungsorientiert ist. Ich schaue, wie man Frameworks, Kanban oder Scrum in Teams platzieren kann und welche anderen Möglichkeiten aus der agilen Welt es gibt, um effizient zusammenzuarbeiten.
Meine Aufgaben haben auch viel mit Mindset-Arbeit zu tun. Teil des Agile Coachs, zumindest so wie ich ihn als Rolle sehe, ist zum Beispiel auch Einzelcoaching, 1-zu-1 mit den Leuten aus dem Team zu sprechen. Aber auch im Teamcoaching zu schauen, was dort wirklich im Sinne unseres Fortschritts vorangebracht werden kann: Wo wollen wir lernen, wo können wir lernen, wo gibt es Möglichkeiten, bekannte Probleme in Zukunft besser zu handhaben und vor allem miteinander zu reflektieren. Da sehe ich den Coach.
Für mich ist der Agile Coach schon ein bisschen mehr als eine Berufsbezeichnung, für mich ist es eine innere Haltung. Ich kann Menschen dadurch, dass ich ein bestimmtes Handwerk oder ein Gefühl dafür habe, wie ich frage oder wie ich zuhöre, darin unterstützen, ihre eigenen Lösungen zu finden.
JUG SAXONY: Vor welchen Herausforderungen stehst du?
Johanna: Das ist sehr vielschichtig, da es sowohl die technische Seite betreffen kann, als auch die menschliche. Es gibt Team-Prozesse, die nicht ganz rund laufen, psychologische Unsicherheiten. Oder: Wir haben hier zu viel Code - wie können wir nachhaltig in Zukunft besseren Code schreiben? Müssen wir den Code öfter reviewen? Warum laufen die Systeme so oder so? Das kann wirklich sehr, sehr unterschiedlich sein.
JUG SAXONY: Was macht dir am meisten Spaß an deinem Job?
Johanna: Tatsächlich alles. Der Job macht mir einfach unglaublich viel Freude. Ich mag es, Gruppen zu moderieren, zu merken, wie sie in den Flow kommen. Ich mag es, wenn jemand vor mir sitzt und ich sehe, dass da gerade eine Erkenntnis kommt, weil ich die richtigen Fragen gestellt habe. Freude zu generieren. Zu wissen, die Teams können nachhaltig arbeiten und dabei auch Spaß haben. Und es ist völlig egal, ob es ein DevOps-Thema ist oder ein Support-Thema oder ein anderes Developer-Thema. Aber genau das macht Spaß, Menschen zu sehen, die gerne zur Arbeit kommen, weil es cool ist.
JUG SAXONY: Was möchtest du jemandem, der auch als Agile Coach arbeiten möchte, mit auf den Weg geben?
Johanna: Ich glaube, es ist total hilfreich, wenn man ein teamfähiger Mensch ist und ein Gespür für eine Gruppe hat. Sich in Konflikten einfach hinstellen zu können und in der Lage sein, zu vermitteln und Konflikte aufzulösen, Keine Angst zu haben, Dinge offen anzusprechen, auch die, die unbequem sind. Mit diesen Eigenschaften bringt man gute Voraussetzungen mit.
JUG SAXONY: Wohin soll deine Reise führen?
Johanna: Meine Reise. Ich finde das Coaching-Thema wirklich spannend und habe mich viel mit gewaltfreier Kommunikation auseinandergesetzt. Das ist ein Thema, das ich in Zukunft noch weiter vertiefen will. Ich glaube auch, dass es gut zu meinem Job passt. Die Ausbildung zum systemischen Coach habe ich in diesem Jahr begonnen. Diese werde ich auf jeden Fall weiterführen.